2011/10/09

Der Schatz Im Schrank...


Manchmal müssen Dinge einfach ein bisschen länger liegen, bis man ihren Wert erkennt. In der letzten Woche habe ich in der Kommode im Schlafzimmer einen solchen 'Schatz' wiederentdeckt, mein Monopol -Archiv. 
Von der ersten Ausgabe bis irgendwann Anfang 2009 habe ich alle im Schrank. Nicht weil ich sie seit der ersten Ausgabe regelmässig gekauft oder gar abonniert habe sondern, weil ich im Dezember 2007 mal das Bedürfnis hatte 300 € aus dem Fenster zu werfen und alle bisher erschienenen Ausgaben bestellt habe. Und natürlich habe ich gleich ein Abo für alle zukünftigen Ausgaben mit abgeschlossen, in dem Glauben sie ein Leben lang lesen zu werden. Na ja, gut ein Jahr später habe ich das dann wieder gekündigt, war in dem Moment doch nicht mehr so interessant. Die alten Ausgaben sahen im Regal ganz gut aus, aber davon gelesen hatte ich keine. Irgendwann mussten sie dann Platz für Bücher machen und wanderten ins Schlafzimmer.
Bis letzte Woche, da habe ich mal wild in den Stapel gegriffen und auf der Suche nach Lesestoff eine Ausgabe rausgezogen. Die war von 2005 und hat mich gleich gefesselt. Ja, da stand halt ein langer Artikel über Dash Snow drin, damit hat man mich schnell. Also eigentlich weniger mit Snow, als vielmehr mit aktueller und junger Kunst. 
So ging es dann weiter, eine Ausgabe nach der anderen wird wahllos herausgenommen und durchgeblättert. Viel spannendes kam da zu Tage, zum Beispiel eine Kolumne von Moritz von Uslar, der immer neue Künstler trifft und mit denen Dinge macht, die jenseits üblicher Atelierbesuche angesiedelt sind. Mit Marc Brandenburg fährt er mit dem Zug in die Mark Brandenburg, mit Tobias Rehberger joggt er in Frankfurt am Main entlang. Insgesamt eine gute Lektüre für den Abend, und eine noch bessere Alternative zum öden Fernsehprogramm. 
Nun wäre mal spannend zu analysieren, warum ich irgendwann das Interesse an der Zeitschrift verloren habe. Ich glaube es gab einen Break in 2009, da wurde das Layout und auch die inhaltliche Struktur verändert. Die Frische früherer Ausgaben ging in meinen Augen verloren, der Blick über den Tellerrand fand nicht mehr so in dieser Form statt. Die Kunst blieb, klar, aber so die spannenden Randgeschichten fielen unter den Tisch. Zum Bespiel gab es Modestrecken, deren qualitativ besser waren als der Hochglanzkram, den man heute so kennt. Aber was solls, es ist wies ist. Die Verbannung der Mode aus dem Kunstkontext ist ein Fakt, den man auch da ganz gut erkennen kann.
Die alten Ausgaben sind in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung, nicht nur weil man sieht wie sich die Kunst und der Markt verändern, sondern auch weil man in Nachhinein Dinge bewerten kann und das Bild runder wird.