2010/02/06

Zweimal Kunst: Auguststraße/Lindenstraße...

kunst ist in meinen augen dann gut, wenn sie mich bewegt. und gestern abend gabs da sehr viel bewegendes zu sehen!

kehl "in harness"

ich hatte vom lockruf der galerie deschler ja schon geschrieben, und es hat sich auch wirklich geloht in die auguststraße zu fahren. der titel der ausstellung, "new departures 2010", sagt ja schon um was es geht: eine gruppenausstellung vieler durch die galerie vertretener künstler und deren neue arbeiten. es gab eine spannende mischung aus malerei, skulptur und installation. die grenzen sind da ja ziemlich fließend. mein lieblingswerk von kehl (siehe bild oben) ist mir einen gesonderten post wert, ebenso die arbeiten von yukiko terada, die anderen arbeiten möchte ich jedoch kurz anreißen.
beim betreten der galerie wird man augenblicklich von zwei großformatigen fotoarbeiten von jay mark johnson gefangen genommen. in erster linie sind es akte die einen unendlichen bewegungsablauf darstellen. man kann diese endlos aneinander reihen und obwohl man eigentlich weiß, dass immer das selbe zu sehen ist, sucht man unwillkürlich unterschiede in der bewegung.
deborah sengl's werk "mummies+puppies" zeigt eine serie von familienportraits; hundeköpfe auf menschenkörpern in typischen elternposen – eine mutter beim stillen, eine junge familie auf einer parkbank. wie alle ihre arbeiten haben auch diese etwas verstörendes, weil die dargestellte vermenschlichung von raubtieren den menschen doch als das zeigt was er wirklich ist.
das komplette untergeschoß nimmt dann die arbeit von stefan roloff ein. "schloßzwerg" besteht aus fotomontagen, einer videoarbeit und facebookprotokollen. ja, facebook! zum einen wurde ein riesiger gartenzwerg an die leere stelle des berliner stadtschloßes/palast der republik montiert und aus verschiedenen perspektiven fotografiert – ein denkmal für ein deutsches symbol in der mitte berlins. den zweiten teil der installation bildet dann die dokumentation bei facebook. dem schloßzwerg wurde eigens ein profil angelegt, er hat freunde und natürlich viele pinnwandeintrage.
ebenfalls bei deschler sind arbeiten von lage opedals und jörn grothkopp ausgestellt.

deborah sengl "mummies+puppies"

weil ich schon mal der kunst wegen unterwegs war, bin ich auch gleich noch in die lindenstraße gefahren. in der hausnummer 35 hat man ganz geballt einige wunderbare galerien und am heutigen abend zeigten viele durchaus spannende arbeiten.
besonders die werke von simon english bei galerie volker diehl haben mein interesse geweckt. seine malerei bringt verstörende traumsequenzen ans licht, natürlich sind gemalte innereien und penise dabei, und die vagina ist eh für viele künstler die quelle allen übels. paul mccarthy kommt mir sofort in den sinn, ebenso wie werke von kurt schwitters und dadaismus.
es klingt nun ziemlich abwertend, ist aber gar nicht so gemeint. ich fand die gemälde sehr beeindruckend!
ebenfalls beeindruckend sind bei galerie opdahl berlin die werke von dag erik elgin. unter "la collection moderne" widmet er sich dem was in jeder ausstellung zu finden ist, aber als nebenprodukt kaum beachtung findet: er bringt die typografischen unterschiede von beschriftungen von gemälden auf die leinwand und macht diese dadurch zu kunst.

simon english "english painting 2009-2010"


weitere galerien und deren ausstellungen:

claus goedicke "scheibe brot"

"ellipse/eclipse", werke von attila csörgö, franziska furter, laurent montaron, goran petercol, evariste richer

markus draper "weiß auf schwarz"

werke von jonas dahlberg