Im Juni habe ich mir viel vorgenommen und nicht geschafft. Von den beiden Bücher, die ich mit auf die Alm genommen habe, konnte ich immerhin eines zu Ende bringen. An Bánnffy's 'Schrift in Flammen' lese ich noch immer, die Geschichte über den Siebenbürgener Adel zieht sich etwas. Somit gab es keine andere Lektüre, die ich hier vorstellen kann, ausser zweier Titel, die schon geraume Zeit im Regals stehen und nur halb Beachtung fanden. Zumindest dem Titel nach geht es um das Gleiche: Wunderkammern.
Bei Gestalten erschien ein Bildband, der unter 'Wunderkammern' internationale Interiors vorstellt, die alle sehr schön eingerichtet sind. Moderne Klassiker werden versammelt, die den globalen Geschmack wiederspiegeln und bestenfalls auch noch auf regionale Stile eingehen. Es ist ein klassisches Coffeetable-Book, das zum schmöckern einläd und sich auch einfach nur als Dekoration eignet.
Was der Titel verspricht wird allerdings selten gehalten, mit fürstlichen Wunderkammern der Renaissance und der Barock haben die Wohnungen von Interiordesignern, Art Directoren und international aufgestellten Kreativen wenig zu tun. Zwischen Nespresso-Maschine und Vitra haben Schrulligkeiten selten Platz, leider.
Hanser Berlin veröffentlichte in diesem Jahr eine Sammlung ursprünglich in der FAZ erschienener Essays von Henning Ritter, die sich alle mit Museumskultur und deren Entstehung aus der fürstlichen Wunderkammer heraus befassen. Das Interesse an Kuriosem stand anfangs im Vordergrund, später entwickelte sich ein Bewußtsein dafür, dass Vergangenes Identität stiftet und deshalb eines besonderen Schutzes bedarf. Auf diese Themen ging Ritter in seinem Schriften ein, bevor er 2013 verstorben ist.
Die beiden Titel kann man gut zusammenfügen, sich zusammen auf dem schattigen Balkon an einem Sommersonntag zu Gemüte führen. Oder aber schon jetzt an Weihnachten denken und als perfekte Geschenke, den bei Gestalten erschienenen Bildband vielleicht eher als Ritter's Essay's, für weltgewandte Freunde auswählen.