Der Oscar ist ein ziemlich altes Ding, 86 um genau zu sein. Manchmal merkt man das dann der Veranstaltung dann auch an. Als Katherine Hepburn ihren ersten Goldjungen bekam, war der gerade einmal fünf. Schon 1933 gab die Schauspielerin wenig auf solche Auszeichnungen und war auch seltener Gast auf roten Teppichen. Heutzutage lässt man sich selbst hochschwanger das Spektakel nicht entgehen, und sei es nur um in den Best-Dressed-Listen aufzutauchen.
Die Zeit von Schwankleider und lustiger Mode sind lange vorbei, auch Goth à la Gwyneth traut sich von der A-Klasse keine mehr. Zarte Blüten-, Perlen- und Pailettenstickereien sind die Mode auch in diesem Jahr. Auf den ersten Blick ist alles adrett zurechtgemacht, die Abgründe entdeckt man meist (Liza Minelli sei nun ausgenommen) erst auf den zweiten Blick.
Doch natürlich gibt es Garanten für gelungenen Stil, Frauen auf die einfach Verlass ist. Cate Blanchett hat nicht nur zurecht ihren zweiten Oscar gewonnen, sie zeigte auch wieder, wo die modische Messlatte hängt. Armani Privé ist eine sichere Bank, noch dazu scheint Giorgio beim designen nur Cate im Kopf zu haben, und manchmal ein paar arabische Prinzessinnen. Die bestickte Robe bildet eine Einheit mit ihr, scheint so wie eigentlich alles an ihr sehr selbstverständlich. Armani hat da ganz klar eine Botschafterin, und Königin Cate einen Hofschneider.
Lupita Nyong'o ist hingegen erst vor kurzem auf der modischen Bildfläche erschienen und hat auch noch gar nicht viel gemacht in Hollywood. Nun gleich mit dem Oscar ausgezeichnet zu werden ist deshalb phänomenal, weil zum einen die Konkurrenz sehr stark war (Jennifer Lawrence sahen einige schon als große Gewinnerin) und zum anderen es selten beim ersten Anlauf gelingt. Sie scheint jedoch etwas geahnt zu haben und kam als Cinderella in hellblauer Prada-Robe. Große Kleider mit jungfräulicher Allure sind immer gut, das wußte 1999 schon Gwyneth Paltrow (Ralph Lauren) und im letzten stolperte sich Jennifer Lawrence (Dior) damit zur Statue hinauf. An Tränen fehlte es auch nicht, alles richtig gemacht also Frau Nyong'o.
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Cate Blanchett in Armani Privé |
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Lupita Nyong'o in Prada |
Schade ist, dass es nur eine Gewinnerin geben kann. So sehr Cate Blanchett die Ausszeichnung verdient, so sehr hätte ich sie auch Amy Adams gegönnt. Schon allein, weil in American Hustle ein wirkliches Fashionfeuerwerk an ihr entzündet wurde. Nach viel Gucci im Film trug sie es nun auch zur Zeremonie, diesmal etwas weniger tiefe Einblicke gewährend. Das Mitternachtsblau des Kleides wäre ein perfekter Hintergrund für den Goldjungen gewesen, 2005 hat es Hillary Swank (Guy Laroche) vorgemacht. Aber leider war das nichts mit der Auszeichnung, für keinen der vier nominierten Darsteller des Films.
Im Gegensatz zu Amy Adams hat sich Jennifer Lawrenre ein bisschen bei der Kleiderwahl vergriffen. Sie ist Anfang 20, sieht aber aus wie ein Double von Emma Thompson in einem langweiligen Kleid, bei dem nur die Farbe Hallo-hier-bin-ich schreit. Es ist bereits das zweite Mal, dass sie daneben gelegne hat, die 'Bettdecke' mit schwarzem Geschenkband bei den Golden Globes war auch kein Hit. Sie sollte vielleicht ihren Hofcouturier wechseln, Dior ist keine gute Wahl für sie gewesen.
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Amy Adams in Gucci Premiere |
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Jennifer Lawrence in Dior |
Während man immer ziemlich schnell weiß, was man super findet und was gar nicht, ist es bei denen dazwischen schwierig. Julie Delphy ist so ein Fall, und Sally Hawkins. Das Kleid von Julie Delphy (Jenny Packham) erinnerte an Kleider, die Pharaoninnen in Hollywood'schen Monumentalschinken trugen. Das ist fraglos großer Glamour, der da aufgefahren wurde, aber die Schauspielerin ist eigentlich zu modern für ein solches Kleid.
Je länger ich mir Sally Hawkins anschaue, desto mehr komme ich zu dem Entschluss, dass eine schlechte Entscheidung war Valentino zu tragen. Sie sieht verloren aus in den großen Kleid, die Proportionen stimmen nicht und von den Haaren ganz zu schweigen.
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Julie Delphy in Jenny Packham |
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Sally Hawkins in Valentino |
Haare, ja da war doch noch was. Jared Leto trug sie offen! Wäre er am Ombré (dieses Wort unbedingt merken für den nächsten Friseurbesuch) nicht zu erkennen gewesen, hätte er auch schnuckeliger Kellner oder als Mitglied des Orchesters eine gute Figur gemacht. Weiße Smokingjacken gehen nicht, auch nicht wenn sie von Saint Laurent sind. Sein Kollege Matthew McConaughey hat das auch nicht gewußt, konnte aber wenigestens mit einer schwarzen Fliege am Hals und einer schönen Frau im Arm punkten. Statuen gabs trotzdem, für beide. Wie es besser geht zeigte die Gastgeberin des Abends, der Look von Ellen DeGeneres war großartig und auch von Saint Laurent.
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Jared Leto |
Und dann haben wir auch noch das große Debakel des Abends: Liza Minnelli. Wer noch kein Rosenmontagskostüm hat, der findet hier eindeutig die passende Inspiration.
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Liza Minnelli |
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