2015/02/12

Der Spießer In Mir...

Gott, was habe ich mich doch gefreut, als heute endlich eine Spülmaschine in unserer Wohnung Einzug gehalten hat. Etwas mehr als zwei Jahre hat sich dieses Thema hingezogen, scheiterte an unserer Unentschlossenheit und an fehlendem Fachpersonal in den Geschäften, war aber mindestens jeden zweiten Tag auf dem Tablett und ganz oben auf der To-Do-Liste. Nun steht der Traum in Weiß!, mit Energiesparklasse A+++ und natürlich einen Wasserverauch in Schnapsglasgröße! Funktionieren tut sie noch nicht, der für die Wasserversorgung zuständige Hahn ist defekt und der Klempner kann erst morgen kommen. Doch dies kleine Detail ist egal, angebetet wurde das Gerät schon ausgiebigst. 
Warum ich dieses Anekdötchen überhaupt hier schreibe? Es passt so wunderbar und führt mir meine eigene Speißigkeit wunderbar vor Augen. Als ich am Dienstag freudig aus der Mittagspause zurück zur Arbeit kam und einer lieben Kollegin und Freundin von meinem Kauf erzählte, begann sie lauthals zu lachen und als sie nach zehn Minuten wieder halbwegs atmen konnt, war die erste Frage: "Willst du die für die nächsten 35 Jahre haben? Miele kaufen nur ältere Leute!" Ja, mein Spießerherz machte Freundensprünge im Fachgeschäft beim Kauf dieses langlebigen Haushaltsgerätes; die Vorstellung über Jahre dieses Thema aus dem Kopf zu haben befriedig meine Spießerseele ungemein.
Neben der Vorfreude auf meine neue Spülmaschine, flatterte gestern aber noch ein Paket ins Haus mit viel neuer Lektüre. Unter anderem dabei das bei Tropen erschienenen (Selbst)Erkennungsbuch 'Der Moderne Spießer' von Charlotte Förster und Justus Loring. Auch wenn ich das Kapitel über die Anschaffung von Haushaltsgroßgeräten noch nicht gefunden habe, konnte ich mich doch recht schnell wiederfinden, und eigentlich auch jeden Menschen in meinem Umfeld. Auf charmant komische Art und Weise werden unsere Alltagsmanierismen auseinandergenommen und uns der Spiegel vorgehalten. Natürlich werde ich mich auch beim nächsten Manufactum-Einkauf wieder tagelang über die Schönheit der neuen Butterdose auslassen oder den Kupfertopfkratzer wärmstens weiterempfehlen, weil man das von solcher Qualität und Effizienz im nahegelegenen Drogeriediscounter ganz sicher nicht findet. Aber ich werde mir auch, nicht das es nicht vorher schon gewußt hätte, der Lächerlichkeit solcher Unterhaltungen bewußt sein. 
Das beste an dem Buch ist ja, dass man sich bestenfalls darin erkennt und einem klar ist, wie spießig nun einmal unser aller Alltag ist. Daran lässt sich eigentlich auch nichts drehen, sogern man es vielleicht anders hätte. Schlimm nur, wenn man sich die eigene Spießigkeit nicht eingestehen will, denn gerade dann kommen all die Plattitüden zum Vorschein, die den Spießer entlarven. 
Was aber im Buch fehlt sind die schlimmsten aller Spießer: die Schwulen. Schließlich sind wir es doch die genau wissen welche Marke nicht nur das Geschirr sauber zu spülen vermag, sondern sich dann auch noch gut im Portfolio macht. Oder wo bei Manufactum die Verbenehandseife in der Nachfüllgröße steht. Kosmetikartikel, natürlich Natur und Bio und Fair, werden vor dem Kauf dahingegehend geprüft ob sich die Etiketten auch ohne Rückstände von der Flasche lösen lassen und zum Einkaufen hat man immer je nach Menge einen Jutebeutel oder eine Ikeatüte dabei. 
Das Buch macht Spass und sieht gut aus, passt perfekt ins Bücherregal neben die Werke von Axel Hacke und Bastian Sick, den Travelguide mit den 20 schönsten Designhotels Lettlands und die Domus-Reihe, die sich so dekorativ im Regal macht...

Der Moderne Spießer 

2014, 176 Seiten
ISBN: 978-3-6085-0320-3
Preis: 14,95

Freundlicherweise zur Rezension zur Verfügung gestellt von Tropen (Klett-Cotta)

2015/02/05

Mailorder...

Nicht erst bis zum Herbst warten wollte ich damit eine Jogginghose aus Leder zu tragen, sondern schon im Frühling... Vor Frühling... Jetzt! Eingetroffen ist das Teil noch nicht, der Händler verspricht aber es innerhalb von drei Tagen zu schaffen und somit meine Ungeduld nicht ungebührlich lange strapazieren. Morgen muss es soweit sein, dann sehe ich wie ich darin aussehe. Und ob es überhaupt aussieht. Bei Dior Homme trägt mans zur Jeanshemdjacke, reingesteckt. Ich habe vor einen schlichten schwarzen Kaschmirpulli dazuzutragen. Will es ja nun nicht übertreiben. Und wie Fetisch soll es auch nicht wirken, bloß nicht!

Nachtrag: Angekommen. Für blöb befunden, weil keine passenden Schuhe im Schuhschrank zu finden sind. Zurück an Absender!

Bildquelle: Style.com

Prachtboulevard: Ringstraße, Wien...

"Bei prosaischen Gelegenheiten setzte der Ring jedoch ein ganz anderes Gesicht auf. Wenn meine Mutter mich zum Einkaufen in die Innere Stadt mitnahm, überquerten wir die breite Allee recht hastig. Die große Weite, die aufgeblähten Silhouetten reduzierten uns zu Zwergen. Die monumentalen Gesten, die uns umgaben, beflügelten die Seele nicht; sie warfen einschüchternde Schatten." Frederic Morton, aufgewachsen und hineingewaschen in ein Wien zwischen Kaiserreich und Republik, beschreibt in einem seiner Essays, wie die Ringstraße immer Teil seiner Wienwahrnehmung war.
Die große Schneiße, die ab den 1860-er Jahren an Stelle der alten Stadtmauer geplant wurde und zu einem Prachtboulevard umgebaut wurde, trennte die Inneren Stadt mit ihren Gassen und Barockfassaden von den Wohnbezirken, die sich im Zuge zunehmender Industralisierung entwickelten und Wien zu einer Metropole werden liesen. Die Ringstrasse wurde zum Symbol der Gründerzeit, war Flaniermeile und Theaterbühne für die Gesellschaft der K.u.K.Monarchie; war eine Sonntagsstrasse für ein wachsendes, bürgerliches Selbstbewußtsein. Größer, schöner und für Riesen gemacht.
Kaiser Franz-Josef I. veranlasste 1857 die Stadtmauer zu schlefen und die Befestigungsgräben zuzuschütten. Das neue Areal wurde ausgeschrieben und in Parzellen auch an private Investoren verkauft um die geplanten Repräsentationsbauten, die heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Wiens gehören zu finanzieren. Mitglieder des Kaiserhauses und der hoffähigen, adligen Familien sollte an der Ringstrasse Grundstücke erwerben um als Beispiel voranzugehen und den Baugrund auch für ein aufstrebendes Bürgertum interessant zu machen. Doch nur wenige Erzherzöge und Adlige liesen Palais errichten, zumeist hatten sie bereits ererbte Stadtresidenzen in der Inneren Stadt oder aber wie zum Beispiel die Familien Schwarzenberg und Hohenlohe-Schillingsfürst großzügige Palais mit weitläufigen Parks, die attraktiver und repräsentativer waren als ein Haus an der Ringstrasse hat sein können. Zu dem verfügten nur wenige Familien über ausreichend Kapital, da ihr Vermögen an weitreichenden Länderreien in den Kronländer gebunden war.
Die Ringstrasse entwickelte sich zur Spielwiese der Zweiten Gesellschaft Wiens, des Geldadels. Zwar konnten durchaus Titel wie Ritter, Freiherr oder Baron vorgewiesen werden, die zur Hoffähigkeit notwendigen 16 hochadligen Vorfahren fehlten jedoch um in den Kreis der Ersten Gesellschaft aufgenommen zu werden. Man baute als Legetimation und um die Standesdünkel zu vertuschen. Wenn man schon nicht bei Hofe eingeladen wurde, so war man doch zumindest Teil der Ringstrassengesellschaft und selbst der Kaiser konnte nicht umhin die neue Gesellschaftsordnung wahrzunehmen.
Eine Welt im Kleinen stellte so mancher Wohnpalast dar, waren Mietskasernen mit Schaufassaden. Unter einem Dach konnten sich elegante Ladenlokale, reiche Bankiers, hoher Adel, Beamte, Künstler und Arbeiter zusammenfinden, ohne das ihre Welten sich überschnitten. Verschiedene Stiegenhäuser sorgten für Trennung und trotzdem wirkte allein die Adresse 'Ringstrasse' erhebend, selbst wenn man nur ein Mansardenzimmer sein Eigen nennen konnte. 
1865 wurde im Beisein des Kaiserpaares die Ringstrasse feierlich eröffnet, auch wenn bis dahin nur wenig wirklich bebaut war und weitestgehend noch brachliegende Baulöcher klafften. Die Pracht war schon zu erahnen in den Folgejahren wuchs die Stadt auch in die Höhe. Nun feiert die Wiener Ringstrasse ihren 150. Geburtstag und neben zahlreichen Ausstellung in Wien widmet Hatje Cantz dem Prachtboulevard einen würdigen Bildband.

Die Wiener Ringstraße

2014. 264 Seiten, 280 Abb.
30,30 x 32,60 cm

ISBN 978-3-7757-3772-2
Preis: 58€

Vielen Dank an Hatje Cantz für das Rezensionsexemplar.

2015/02/01

Kunstmesse Frankfurt...

Ganz hinten in der Halle 1.2 hatte sich die größte, schönste und sicherlich am wenigsten erreichbare Arbeit versteckt: ein Werk von Anselm Reyle, mitgebracht von der Münchner Galerie Kronsbein. Ansonsten gab es ein Bild von Daniel Richter, gefangen in einem wahnsinnig hässlichen Rahmen, die Life-Ball-Skandal-Plakate von David Lachapelle, viel asiatische Kunst und vor allem reichlich Vertreter des Sekundärmarktes. Die erste Kunstmesse Frankfurt war überschaubar, etwas unkoordiniert und wurde von den deutschen Galerien ganz augenscheinlich weitgehend ignoriert, von den internationalen Namen ganz zu schweigen. 
Schade eigentlich, schließlich ist das Rhein-Main-Gebiet nicht gerade die ärmste Gegend Deutschlands und die Örtchen im Dreieck Frankfurt, Wiesbaden und Mainz können durchaus mit dem ein oder anderen Sammlerhaushalt aufwarten. Doch Köln ist nicht weit, Basel ebensowenig, und Karlsruhe gewinnt auch immer mehr an Bedeutung. Braucht es da überhaupt eine weitere Messe für Kunst?
"Das wichtigste an der Messe ist, dass sie stattfindet.", so Jean-Christoph Ammann, eines der Mitglieder des prominent besetzten Messe-Beirates. Und eigentlich ist es eine Pflicht für das ansässigen, kunstinteressierten Publikum nun die Messe zu besuchen. Zeitverschwendung ist es keine, eher eine Möglichkeit den Kunststandort Frankfurt zu stärken. Auch wenn bislang von einem wirklichen Messekonzept noch gar keine Rede sein kann, bestehen Möglichkeiten zur Entwicklung einer eigenen Identität.
Der Kunsthandel erkannte bereits Chancen und nutzte die Messe als Plattform um Werke zu zeigen und Objekte zu präsentieren. Wer eine Botero-Plastik suchte, wurde genauso fündig wie Liebhaber von Goya-Grafiken, und die obligatorischen Warhols waren natürlich auch dabei. Selbst Oldtimern, historischen Möbeln und Kunsthandwerk wurde Raum gegeben. Für das nächste Jahr wünsche ich mir dann noch ein bisschen mehr junge Kunst, aufregendes Zeitgenössisches....

2015/01/29

Bücher Im Januar...

'Die Unvollendete' von Kate Atkinson* ist eines dieser Bücher, die man anfängt und sich fortwährend fragt warum eigentlich weiterliest. Dann aber, schon in der Mitte des Buches angelangt, auch nicht mehr aufhören möchte. Es ist eine skurrile Geschichte über ein Mädchen, dass immer recht knapp an durchaus lebensgefährlichen Situationen vorbeischrappt (Oder sie sogar?), sei es weil sich die Nabelschnur bei der Geburt ungünstig um den Hals gewickelt hat oder aber weil der größere Bruder sie einfach mal recht unbedarft unter einen Laubhaufen begräbt, so dass das Baby fast erstickt...
Ein Buch, dass sich vor allem als Urlaubslektüre lohnt und lange Sonnentage am Strand, oder aber Winterabende am Kamin, schnell vergehen lässt.

Auf den Spuren Franz Hessel's durch ein vergangenes Berlin zu wandeln, die Menschen einer anderen Epoche zu betrachten, ist ein großes Vergnügen. Man wird zum Flaneur und kann sich in der Kunst des Spazierengehens üben ohne auch nur einen Schritt vor die Haustür machen zu müssen.

Ebenso beschreibt Joseph Roth seine Stadt. Michael Bienert hat in verschiedenen Zeitungen Berichte zusammengefasst, die das Berlin der Weimaer Republick aus dem Blickwinkels des großen Wiener Literaten berschreiben, der zwischen 1923 und 1933 immer wieder in Berlin weilte. Als Journalis pflegte er seine Tage in Kaffeehäusern und in Gerichtssälen zu verbringen und war vor allem ein genauer Beobachter und Chronist des Zeitgeschehens.

Aktuell: Ich habe mal wieder meine Bücherregal etwas durchforstet und einige Titel bei Ebay eingestellt!

*Freundlicherweise vom Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt.

2015/01/20

Gucci...

Angenommen Frida Giannini wäre nun nicht schon letzte Woche bei Gucci ausgestiegen, sondern wie ürsprünglich geplant erst nach der Modenschau für die Damenkollektion, wie hätte wohl die Kollektion ausgesehen, die gestern in Mailand auf den Laufsteg gebracht wurde? Egal, Frida ist weg und innerhalb von nur fünf Tagen (Gern erwähnt in allen Kollektionsbesprechungen und vielleicht als ein entschuldigendes Argument zu werten!?) hat der noch nicht ganz designierte Nachfolger Alessandro Michele eine Kollektion auf die Beine gestellt, die zumindest das bisherige Gucci-Bild über den Haufen zu werfen vermag: Sluppenblusen, Tapetenmuster aus den 1970-ern und kecke Baskenmützen sind kaum noch mit der bisherigen Glamrockallure in Einklang zu bringen, für die Gucci unter Giannini's Agide stand. 
Keine Gedanken scheint man sich darüber gemacht zu haben ob es der Kundschaft gefallen wird, was ihr da vorgesetzt wird. Männerbilder gilt es zu überdenken, wenn man als ganzer Kerl im Spitzenlaibchen seinen Mann stehen muss. Will!? Man muss sich seiner selbst schon bewußt sein und durchaus auch stoisch genug durchs Leben gehen, um die, diese Looks kaum verstehende, Realwelt im richtigen Moment ausblenden zu können.
Aber ich wollte ja nur noch über Mode schreiben, wenn diese nicht einfach nur Kleidung ist. Das neue Gucci, egal wieviele Saisons die Marke diesen Weg wirklich einzuschlagen bereit ist, ist so gestrickt und zusammengefügt, dass aus den bekannten Versatzstücken (Leder, Loafer, Horsebit, etc....) ein Look entsteht, die nicht wieder nur den bekannten JetSetGlamour rund um Alain Delon aufwärmt. Stattdessen kommt eine Happie-Allure zum tragen, die das Label durchaus gut in die Leitbilder anderer Marken einreihen kann und obwohl ersteinmal Saint Laurent'sche Ideen und Prada'sche Motive adaptiert werden, einen Weg in die Zukunft bereiten kann. 
Gucci beweißt endlich mal wieder Mut, statt immer nur mit angezogener Handbremse das Archiv aufzubereiten. 
Tschüß Frida! Hallo Alessandro!

Nachtrag 21.01.: Alessandro Michele wurde nun offiziell als Creative Director bestättigt, alle freuen sich nun riesig bei Gucci und bei Kering...

Bildquelle: Style.com

2015/01/15

Nach Der Mode...

Nach Mode kommt Kleidung... Normcore, wenn man es unbedingt etikettiert haben möchte. Mein Normcore sind die immer gleichen Jeans von Nudie, Basicshirts von COS und darüber am liebsten ein Sweatshirt von Acne, an den Füssen Boots von Red Wing und drinnen Socken von Falke. Eine Alltagsuniform, die nicht zu dechiffrieren ist und auch gar keine Botschaft in sich trägt. Keine Meinung, die durch Kleidung transportiert werden soll, sondern erst durch den gefassten Gedanken und das gesprochene Wort nach aussen tritt. 
Lebt man mit der 'Mode' muss man sich heute auch auf deren Schizophrenie einlassen können, muss als Mann Jet Set-Versatzstücke und Luxus-Hooligan vermisschen. Das Ich wird eingezäunt und hinter Mauern versteckt, muss herausgeprüllt werden um sich gehör zu verschaffen und läuft doch Gefahr missverstanden zu werden, weil die Fassadenbemalung eine andere, eine vermeintlich deutlichere Sprache spricht. Wenn sich der 'Spornosexuelle', ein weiteres Etikett übrigens, das Shirt vom Leib reißt und die nächste Verkleidung, oder besser transformierte Fassade, zeigt, wird die Maskarade und Unsicherheit erst richtig deutlich.
Normcore ist nicht minimal, doch unbelasteter und ein weißeres Blatt. Weniger ist nicht weniger sondern oft der Versuch Intellekt durch Weglassen und Reduktion zu vermitteln. 'Ich brauche weder Form noch Farbe noch unnötigen Zierrat.' schreien mir diese Looks entgegen. 'Und auf Spass kannst du auch verzichten?' schreie ich zurück. Kleidung soll Spass machen, mir selbst und bestenfalls auch dem, der sich meine Klamotte den ganzen Tag anzuschauen hat. Spass habe ich dann, wenn sich das Übergestreifte nicht mehr bemerkbar macht und die Kleidung zu einem Teil von mir wird und mich sie vergessen lässt, mich nicht einschränkt und in eine Form zwängt. Womit ich wieder bei meinen Basics wäre.
Überdeutlich wird, dass dies ein Männerding ist. Frauen können sich austoben und mit Kleidung, die sogar Mode sein darf, stets neu erfinden ohne sich selbst darin zu verlieren. Es gibt kein weibliches Pendant zum Dandy, zum Gecken oder Stutzer. Mode richtete sich seit ihrer Erfindung in der Mitte des 19. Jahrhunderts in erster Linie an sie, während dem Mann nur die formale Strenge des bürgerlichen Anzugs oder die Zugehörigkeit vermittelnde Uniform angedacht war. Natürlich änderten sich Kragenformen, Jacketlängen oder Hosenweiten, doch die eigentliche Form des Auftritts und die Regeln seine Gesamterscheinung gesellschaftskonform zu halten waren allen bekannt und wurden eingehalten. Bestimmte Altersstufen erforderten bestimmte Kleidung, bestimmte Anlässe eine bestimmte Uniformierung. 

An wen adressieren Labels ihre Mode heute? 
Wer wird es tragen? 

Wenn gerade wieder all die Schauen laufen, die Marken in London, Mailand und Paris, ihre Visionen vom Morgen zeigen, stellt sich die Fragen danach, an wen die Sachen eigentlich adressiert sind. Der deutsche Kunde scheint es nicht zu sein, schließlich hängen in den Flagshipstores dann keine ausgefallenen Laufstegkreationen, sondern teure, und fraglos luxuriöse Stücke, die jede Normcoreseele zum jubeln bringen. Ein schlichter Pullover aus Kaschmir wird am Ende gekauft, doch angelockt wurde der Käufer von den attraktiven Bildern und den als neu propagierten Looks. Lassen wir uns also wieder ein auf die Schauen, auf die Livestreams und die Bilder, und träumen von Looks die wir nicht tragen werden, weil hinter den Normcore-Fassaden unser Individual-Ich sein Zuhause gefunden hat.

Bild: Look von Rory Parnell Mooney via Style.com

2015/01/14

Mode Nervt....

Das ist kein Mode-Blog mehr, wirklich! Wer sich allein deshalb hierher verläuft wird ziemlich enttäuscht darüber sein nichts mehr über die neue Artisanal Kollektion mit Rehabilitierungshintergrund von Maison Martin Margiela lesen zu können, wobei dies doch früher Grund für gleich drei oder vier Postings gewesen wäre. Und ebenfalls unerwähnt bleibt die 97! Looks umfassende Pre-Something Kollektion von Valentino, die nur, ganz am Rande soll dies erwähnt sein, einen roten Faden vermissen lässt und zeigt, dass eine gesteigerte Nachfrage recht unkonkret werden lässt. Nein, ich habe nicht einmal mehr wirklich Lust mir die ganzen Kollektionen anzuschauen und die Namen von Designern zu merken, die heute an der DNA von XY zu kauen haben und morgen am Erbe von Z herumbasteln. Mühsam sich diesem Spiel auszusetzen.
Das ist jetzt ein Buch-Blog, ehrlich? Nein, es ist ein Tagebuch mit durchaus vorhandener exhibitionistischer Neigung. Das wars schon immer, allerdings eben zeitweise in modischer Verkleidung. Nun wird einer auf schlau gemacht, es wird gelesen was das Zeug hält und geblättert bis die Finger wund sind. Um über ein Buch zu schreiben muss man es gelesen haben, und bestenfalls verstanden. Kleider muss man auch verstehen. Aber geht es in der Mode noch um Aussage oder nur noch um Gewinnmaximierung? Wenn ersteres einmal wieder der Fall sein soll, dann findet dies auch den Weg hierher... Die Sprache der Mode hat schon Roland Barthes zu dechiffrieren versucht und 'Wann ist Mode?' kann auch Barbara Vinken nicht vollständig klären, wenn sie es auch versucht. Wenn es nichts zu entschlüsseln gibt, ist die Frage danach, wann etwas Mode ist unnötig. Und welche Kollektion in den letzten Saisons war schon rätselhaft? Verstörend? Schockierend? Begehren weckend?
Das ist ein Tagebuch, war es schon immer! Doch wie werde ich all die Geister los, die sich an meine Fersen hefteten und mich informieren wollen über Kleider, die gerne Mode wären und doch nur Sachen sind? Einmal löschen bitte!


2015/01/08

Briefe An...

Drittklassige Ex-VIVA-Moderatoren, deren einzige noch vorhandene Plattform für Verhaltensunfähigkeit Facebook und Twitter zu sein scheint, machen sich augenscheinlich schlecht als Trittbrettfahrer im Pegida-Anfeuerungslager. So gesehen bei Niels Ruf, der sich aus aktuellem, traurigem Anlass und ganz persönlicher Angst vor Islamisten in die Hose pullert und dabei nach Aufmerksamkeit heischend sein Ticket in den Dschungel zu sichern versucht. Ist das nicht der Platz an dem er gut aufgehoben wäre? Ohne Möglichkeit auf Rückkehr, befreit von technischen Dünnschissverteilern und begleitet von seinesgleichen?

Lieber Niels Ruf, kein Islamist wird dich Zuhause besuchen. Auch die interessieren sich nicht für dich!

130 Rätsel...

Gefragt wird nach Schimmel genauso wie nach Polenta und Brennessel, über Umwege kommt man an Goethe vorbei und fragt sich was der mit Pleite zu tun hat. Oder was es zu Opfern gilt, wo mensch doch eigentlich auf die Artischocke gebracht werden soll? 
Tag für Tag können die HörerInnen vom Kulturradio bei den von Elisabeth Koeppe erdachten und auf wunderbar eingehende Weise vorgetragenen Rätseln mitraten und sich fehlleiten lassen, zwischen durch den Faden verlieren um am Ende doch noch festzustellen, dass die Intuition einem von Anfang nicht im Stich ließ. Oder eben doch. 
Um den Gewinn am Ende geht es gar nicht, wobei dieser alles zuhören und anrufen lohnt. Gewinnen tut jeder, der zuhört und sich zum anspornen lässt einen Gedanken zu verschwenden und für fünf Minuten alles andere zu vergessen vermag. Urlaub für den Geist...
Zum Nachlesen gibt es nun 130 dieser tagtäglichen Rätsel, die der be.bra Verlag in einem kleinen Band zusammengefasst hat.
ISBN: 978 3 8612 4686 2

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt.

2014/12/30

Bücher Im Dezember...

Zusätzlich zu den Büchern die ich kurz vor Weihnachten vorgestellt habe, vielleicht hat meine kleine Auswahl zu dem ein oder anderen Geschenk inspirieren können?, habe ich auch noch ein wenig Zeit zum lesen gefunden und für mich selbst Geschriebenes entdeckt, dass sich weiter zu empfehlen lohnt...
In Berlin – Kurz vor Weihnachten erreichte mich ein Päckchen von Berliner Freunden, das neben Schokolade auch zwei kleine Heftchen enthielt. Tatsächlich war vor allem der bei Readux erschienene Auszug aus Franz Hessels Berliner Spaziergängen ganz nach meinem Geschmack und wurde auch gleich noch am Heiligabend vor dem einschlafen verschlugen. Das Buch war der Auslöser dafür mir den vollständigen Band zu bestellen und Hessel's Spaziergänge endlich in Gänze zu lesen.
Doch nicht nur der Inhalt ist ganz meins, auch die Gestaltung von Susann Stefanizen und der Einband mit einer Illustration von André Gottschalk sind besitzenswert. Ein zweites Büchlein aus der Serie wartet noch darauf gelesen zu werden und macht schon jetzt Freude beim anschauen.
ISBN: 978 3 9448 0101 8

Die Kunst ein kreatives Leben zu führen – Die Weihnachtszeit und die Zeit zwischen den Jahren geht auch immer mit einem Moment der Rückbesinnung und der Selbstreflektion einher. Man denkt über Situationen des vergangenen Jahres nach, durchdenkt diese und zieht Schlüsse für die Zukunft daraus. Genau in dieser Phase erwischte mich Frank Berzbach's bei Hermann Schmidt Mainz erschienene 'Anregung zur Achtsamkeit'. 
Man kann das Buch leicht in die Selbsthilfeecke packen, oder es aber dazu benutzen einen anderen Standpunkt einzunehmen und das Alltägliche aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Natürlich gehts auch darum genauer hinzusehen, zu hinterfragen und dann gegebenenfalls Entscheidungen besser und richtiger treffen zu können. 
Vorsätze für ein neues Jahr sind schnell gefasst und noch schneller wieder verworfen, doch manchmal lohnt es sich Dinge vorzunehmen und daran zu arbeiten sie in die Tat umzusetzen. 
ISBN: 978 3 8743 9829 9

Der dunkle Wächter – Doch es war neben dem 'schweren' Stoff auch noch Zeit für Leichtes, ein bisschen Gruseliges. Carlos Ruiz Zafón läd in ein düsteres Herrenhaus mit einem dunklen Geheimnis und fesselt den Leser durch eine bildhafte Sprache und eine facettenreiche Schilderung des Geschehenden.
ISBN: 978 3 5961 9302 8
 
Alle Bücher kann man im Buchladen bestellen und sind zum nächsten Tag lieferbar. So schnell ist kein Onlinehändler!

2014/12/18

Bücher Zu Weihnachten - Romane...

Pfaueninsel – Idyllisch dort gelegen, wo die Havel mehr wie ein See aussieht als ein Fluss, war dieses kleine Eiland ein Zufluchts- und Sehnsuchtsort für die Könige Preußens. Alles war der Schönheit und dem Hinwegträumen an ferne Strände gewidmet, aber auch der Erinnerung an Preußens legendäre Königin Luise, die hier ihre wenigen Sommer verbrachte. Es wurde der englischen Gartenkunst gehuldigt, Peter Joseph Lenné plante für dieses Arkadien Sichtachsen und Ausblicke, und man holte die Fremde ins Heimische, in dem man fremdländische Tiere und exotische Pflanze in eigens errichtete Gehege und Palmenhäuser sperrte. 
Thomas Hettche hat in der Pfaueninsel, in ihrer Abgschlossenheit, die ideale Kulisse für seinen gleichnamigen historischen Roman gefunden. Er erzählt die Geschichte der "Zwergin" Maria Dorothea Strakon, die zusammen mit ihrem Bruder Christian ebenfalls als Exotin auf die Insel gebracht wird und ihr ganzes Leben dort verbringt. Sie erlebt die Verwandlung der Insel in ein Paradies und genauso wie sich die Natur am Ende ihren Platz zurückerobert. 
Das Buch gehört zweifellos zu den ganz besonderen Schätzen, die man derzeit im Buchladen finden kann. Hettche gelingt es den Leser zu fesseln mit der Geschichte, vor allem aber mit der wunderschönen Sprache, die er für die Schilderungen der Tragödie verwendet. Kein Wunder also, dass Hettche für Pfaueninsel unter anderem den Bayerischen Buchpreis erhalten hat und für den Deutschen Buchpreis nominiert war.
ISBN: 978 3 4620 4599 4
Preis: 19,99 €

Wir sehen uns dort oben – Pierre Lemaitre wurde ebenfalls für seinen Roman ausgezeichnet, er erhielt für dieses Buch 2013 den Prix Concourt. Die deutsche Übersetzung folgte in diesem Herbst und wäre eigentlich nie in mein Bücherregal gewandert, wenn ich es nicht als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen hätte und quasi aus Verpflichtung heraus zu lesen begann. Nach ein paar Seiten war ich dann gefangen von dieser dunklen Geschichte, die in den letzten Tagen des ersten Weltkriegs begonnen hat. 
Auch wenn mich das Sujet des Romans anfangs gar nicht interessierte, ist es ein Buch, dass sich zu lesen lohnt und natürlich auch als Geschenk wunderbar geeignet ist.
ISBN: 978 3 6089 8016 5
Preis: 22,95€

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2014/12/11

Bücher Zu Weihnachten - Biografien...

I'll Drink to That – Betty Halbreich ist eine Ikone, gehört fast schon zum Inventar des New Yorker Luxuskaufhauses Bergdorf Goodman. Mit Mitte 80 geht sie jeden Tag in die nach ihr benannte Abteilung, in der sie 'Solutions' für die Eventualitäten des Lebens anbietet. Sie erleichtert den Kundinnen das Leben, in dem sie zusammensucht was diesen im Kleiderschrank vermeintlich fehlt. Und gleichzeitig gibt es noch Lebensberatung dazu, gratis. 
Das Buch ist weniger seicht als man dies im ersten Augenblick erwarten würde, Betty Halbreichs Leben hatte auch seine Tiefen über die sie auch eine 8-Zimmer-Wohnung nicht hinwegtrösten konnte. Der Departmentstore wurde zu ihrer Fluchtmöglichkeit.
ISBN: 978 0 3490 0601 7
Preis: 17,95 €

Shocking Life – Elsa Schiaparelli ist eine Ikone und hat mit ihren durchaus schockierenden, surrealistischen Kreationen die Mode der 30-er und 40-Jahre bereichert. Ihre Biografie beschäftigt sich ihrer Mode, mehr noch aber mit dem Menschen Elsa Schiaparelli, der trotz applizierten Zirkusmotiven und als Hut getragenen Schuhe unglaublich viel Tiefe besaß.
ISBN: 978 3 8696 4084 6
Preis: 19,80 €

Truman Capote – Der Autor hat es verstanden sein Leben zum schillern zu bringen. George Plimpton beschreibt das Leben des amerikanischen Autor aus der Sicht seiner Freunde, aber auch seiner Kritiker und Feinde.
ISBN: 978 3 9540 3066 8
Preis: 29,95 €

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2014/12/04

Bücher Zu Weihnachten - Kunst...

Before They Pass Away – Bereits im letzten Jahr erschien bei teNeues Jimmy Nelsons Bildband, der den Betrachter mit an Orte nimmt, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint und Menschen noch vermeintlich ursprünglich leben. Natürlich erkennt man bei genauerer Betrachtung, dass das Bild manchmal trügt. Trotzdem gehört dieses mehrere Kilo schwere Buch zu den schönsten Bildbänden, die den Weg unter den Weihnachtsbaum finden können. Nicht nur Hobbyethnologen und Abenteurer werden begeistert sein!
ISBN: 978 3 8327 9759 1
Preis: 128 €

Frachter – Robert Seidel ist der Cousin einer guten Freundin, bevor ich also sein Werk kennenlernte begegneten wir uns auf einer Geburtstagsparty, die durchaus nett und weinreich war. Natürlich beeindruckte mich später die Tatsache einen Meisterschüler von Neo Rauch, Deutschlands Über-Künstler schlechthin, kennengelernt zu haben und bei einem Besuch in Leipzig besuchte ich dann seine Ausstellung bei ASPN. Ich bin noch immer begeistert von seinem Werk!
Das Buch gibt einen guten Überblick über das bisherige Schaffen eines jungen Künstlers, der durchaus noch von sich hören machen wird.
ISBN: 978 3 9547 6050 3
Preis: 39,90 €

Canaletto: Bernardo Bellotto mal Europa – Die Veduten von Bernatdo Belletto hängen in Dresden, in Wien und in München. Vielbeschäftigt war der aus Venedig stammende Künstler, der zwischen den europäischen Höfen umherreiste und die Residenzen der Fürsten und das quirlige Leben in den aufstebenden Metropolen den Zeit malte. In München widmet sich nun eine Schau dem Werk des Künstlers, der Bildband dazu erschien bei Hirmer.
Das Buch lässt den Betrachter in die Stadtszenen eintauchen und gibt gleichzeitig den Zustand der Bebauung im 18. Jahrhundert wieder. Es fällt selbst Laien nicht schwer auszumachen, welche Straßen und Plätze, Kirchen und Paläste abgebildet sind. Zudem sind die Bilder reich an Details und spiegeln fast wie Comics das Leben der Menschen der Zeit wieder. Vielleicht hätte dem Buch ein größeres Format gutgetan, es wäre den Bildern zugute gekommen.
ISBN:978 3 7774 2246 6
Preis: 45 €

Management von Kunstgalerien – Das Buch könnte ein Standartwerk für zukünftige GaleristInnen werden, genauso gelingt es aber Magnus Resch auch den kunstinteressierten Laien zu schulen. 
ISBN: 978 3 8376 2897 5
Preis: 24,99 €

Die Bilder sind unter uns – 2014 könnte man auch Gurlitt-Jahr bezeichnen, schließlich entfachte das Auffinden der Sammlung von Cornelius Gurlitt und die daraus resultierende Frage nach den rechtmässigen Eigentümern die berechtigte Diskussion um NS-Raubkunst neu. Stefan Koldehoff gibt einen Einblick in den Kunstmarkt des 3. Reiches, zeigt auf mit welchen Praktiken Sammler gezwungen wurden ihre Werke zu verscherbeln und wie heute noch kaum Provinienzforschung betrieben wird und Werke stattdessen lieber in Depots 'versteckt' werden.
ISBN: 978 3 8697 1093 8
Preis: 14,99 €

Alle Bücher kann man im Buchladen bestellen und sind zum nächsten Tag lieferbar. So schnell ist kein Onlinehändler!

2014/11/30

Bücher Zu Weihnachten - Mode...

Bücher unterm Gabentisch sind keinesfalls einfallos, ganz im Gegenteil. Hat der Beschenkte nicht gerade um die Feiertage herum Zeit und Muse sich entspannt hinzusetzen und sich in einen schönen Text oder die Phantasie anregende Bildern zu verlieren!? Ich habe meine Lieblingsbücher herausgesucht und werde sie nach Themen geordnet hier vorstellen. Und vielleicht findet ja das ein oder andere sogar den Weg auf den Gabentisch. Den Anfang machen Bücher über Mode, ein Thema das nach wie vor mein Steckenpferd ist, auch wenn es hier im Blog immer seltener vorkommt.

Dries van Noten – Der wunderschön gestaltete Bildband lässt den Leser in die Ideenwelt des belgischen Designers eintreten, der als einer der wenigen großen Modeschöpfer noch autark und ohne eine große Finanzgesellschaft im Rücken ein Label erfolgreich führt, sogar zu den Leadern der Branche gehört. Das Buch zeigt was Dries van Noten ausmacht, was die DNA der Marke ist. Gleichzeitig werden alle Kollektionen seit den Anfängen nochmals vorgestellt, was das Buch auch zu einem Archive der Firmengeschichte macht. Bereits im April wurde der Titel hier vorgestellt. 
ISBN: 978 9 4014 1474 6
Preis: ca. 64 €

Charles James – Im Sommer widmete das Metropolitan Museum in New York Charles James eine Retrospektive, die den in Vergessenheit geratenen Designer endlich zurück an den Platz der Modegeschichte brachte, der ihm gebührt. Charles James arbeitete zeitgleich mit Christian Dior und zählte die reichsten Damen der amerikanischen Oberschicht zu seinen Kundinnen. Sein Raffinement und die den Kleidern eingearbeiteten Innovationen (siehe 'Taxi-Dress von 1929) lassen den Betrachter der Kleider, und des Buches, noch heute staunen. 
ISBN: 978 0 3002 0436 0
Preis: ca. 40 €

Modetheorie* – Mode sind nicht schöne Kleider, Mode ist Kultur und Bekleidung ist der Aspekt, an dem sich der Zeitgeschmack am schnellsten und einfachsten festmachen lässt. In den letzten vier Jahrhunderten haben viele Philosophen, Wissenschaftler und Theoretiker Moden und Erscheinungen des vorherrschenden Geschmacks Essays und Abhandlungen gewidmet, die nicht nur einen detaillierten Blick auf die jeweilige Epocheliefern, sondern auch Rückschlüsse auf das Heute. Gertrud Lehnert, Professorin für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Potsdam, hat zusammen mit Alicia Kühl und Katja Weise zwölf Texte über Modetheorie zusammengestellt und durch Einleitungen und Querverweise mit weiteren Texten verglichen. Herausgekommen ist eine theoretische, aber keinesfalls trockene Abhandlung über Mode, ihre Darstellungsformen und ihre Rythmen. 
ISBN: 978 3 8394 2250 2
Preis: ca. 22 €

Vogue & The Metropolitan Museum of Art Costume Institute – Die immer Anfang Mai stattfindende Gala des Costume Institutes hat sich zum schillernsten Event New Yorks gemausert. Nicht einmal bei den Oscar's gibt es so prächtige Roben, wie bei der Museumsgala. Vor allem zeigt das Museum, das Mode ein Publikumsrenner ist und Menschen ins Museum zu locken vermag. Hamish Bowles hat einen Band zusammengestellt, der auf 240 Seiten alles vereint, was die Pracht der Ausstellungen und der Gala ausmacht.
ISBN: 978 1 4197 1424 5
Preis: ca. 42 €

Alle Bücher kann man im Buchladen bestellen und sind zum nächsten Tag lieferbar. So schnell ist kein Onlinehändler!

*Modetheorie wurde mir als Rezensionsexemplar vom Transcript-Verlag zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür.

2014/11/27

Sammelfieber...

Seit 1908 fertigt Royal Copenhagen jedes Jahr eine Weihnachtsteller an, das diesjährige Hans Christian Andersen-Motiv wurde gestaltet von Sven Vestergaard. Unverändert seit dem ersten erschienen Teller 'Maria mit Kind' ist die Größe und die Randgestaltung, das innere Motivspektrum reicht hingegen von den durch die Wüste reitenden drei Königen (1972) bis hin zu nationalem Kulturgut der Dänen, wie eben Hans Christian Andersen. Es werden Schlösser, Kirchen und die Kutsche der Königin (1992) dargestellt, genauso wie Tiere im Winterwald. 
Meinen ersten Teller fand ich im Sommer auf einem Flohmarkt bei Wiesbaden. Und ich hätte am selben Tag noch weiter kaufen können, wenn mich teils recht große Preisunterschiede abgehalten hätten. Zwischen 5 und 20 Euro kosteten die Stücke je nach Stand und Wissensstand des Verkäufers. Man findet aber selten ganz alte Stücke. Anscheinend wurden die Teller erst in den Wirtschaftswunderjahren in Deutschland groß bekannt, da ich bislang selten welche gefunden habe die vor den 1960-er Jahren datiert waren.
Mein frühester Teller ist der von 1972, der jüngste von 1982. Wirklich günstig kann man sie bei Ebay finden, da werden sie schon für einen Euro angeboten und meist ist man auch der einzige Bieter. Ein  Weihnachtstisch lässt sich mit den Teller sehr schon individualisien, nämlich in dem man unterschiedliche Motive zum Beispiel als Dessert- oder Brotteller eindeckt und vielleicht sogar noch jedem Gast ein Motiv oder sein Geburtsjahr zuordnet. 
Mich hat, das ist unschwer zu erkennen, das Fieber etwas gepackt. Vor allem aber finde ich die Teller wunderschön, vor allem die von Kai Lange gestalteten. Sie sind etwas schemenhafter als die neuen Stücke. 
Vielleicht weckt der Text ja auch weitere Sammelleidenschaften oder ist eine Idee für ein besonderes Weihnachtsgeschenk...

2014/11/20

Meditation Fürs Auge - View, Kyoto Von Jacqueline Hassink...

Das Draußen und das Drinnen verschmelzen in den Tempelanlagen von Kyoto und bilden eine Einheit, die nicht durch störende Fenster getrennt wird. Die Natur wird einbezogen und die durchaus nach Ebenmass und Harmonie gestalteten, nur scheinbare Natürlichkeit darstellenden Gartenanlagen sind Ruhepunkte für das Auge und lassen den Geist Entfaltungsfreiheiten. Bei Hatje-Cantz erschien nun ein Bildband, der der Schönheit dieser Anlagen Tribut zollt und den Betrachter mit auf die Reise nimmt: 'View, Kyoto – On Japanese Gardens and Temples' von Jacqueline Hassink.
In Etappen entstanden Serien, die in drei Sektionen das Aussen, das Innen und eben das Zusammenspiel dieser beiden Bereiche in wunderschönen Bilder dastellt. Der niederländischen Fotografie gelingt es ruhige, meditative Bilder zu schaffen und den vorherschenden Geist des Orts sichtbar zu nach machen. Es braucht nur wenige Seiten um quasi in die Bilder hineinzufallen und sich darin für einen Augenblick verlieren zu können.
Auch die Gestaltung des Buches ist gelungen, von der Wahl des Papiers bis hin zur besonders schönen Gestaltung des Einbands. Einziger Wehmutstropfen, das betrifft aber Fotobücher im allgemeinen, sind doppelseitige Bilder, die unglücklich durchtrennt werden. Ausklappseiten wären in dem Fall doch ratsam um die Schönheit des Motivs nicht zu (zer)stören. 
Natürlich ist 'View, Kyoto' ein Nischenbuch. Buchenthusiasten, Fotografiefans und Gartenliebhaber finden aber ganz sicher Gefallen an diesen Titel, der seiner Schönheit wegen weniger ins Regal als auf den Coffeetable gehört.



'View, Kyoto – On Japanese Gardens and Temples' von Jacqueline Hassink ist erschienen bei Hatje-Cantz und kostet 68 €. Gleichzeitig findet im Huis Marseille, Amsterdam eine Ausstellung von Jacqueline Hassink statt. 
Vielen Dank an Hatje-Cantz für das Rezensionsexemplar. 

2014/11/18

Buchtipp: Pierre Lemaitre - Wir Sehen Uns Dort Oben...

100 Jahre nach Ausbruch des ersten Weltkriegs wird der Buchmarkt förmlich überschwemmt von Büchern, Sachbücher wie auch Belletristik, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Aber ehrlich gesagt, eigentlich ist das nicht mein Thema. Ich käme kaum auf die Idee im Buchladen einen Titel in die Hand zu nehmen, der sich damit beschäftig, von kaufen ganz zu schweigen. 
Vor zwei Wochen bekam ich eine Mail vom Klett-Cotta und mir wurde Pierre Lemaitres Roman 'Wir sehen uns dort oben' zur Rezension angeboten. Immerhin wurde der Roman mit einem der wichigsten französischen Literaturpreise, dem Prix Concourt ausgezeichnet (den hat auch Marcel Proust gewonnen). Das Buch kam, ich hatte gerade nichts anderes zu lesen zur Hand und noch bevor das erste Kapitel zu Ende ging, war ich gefangen vom Schicksal des Soldaten Albert, der durch widrigste Umstände im Laufe des Buches fast stirbt, mehrmals in die Hose pullert und sich vor allem für einen Freund aufopfert, der im kurz vor Kriegsende das Leben rettet und dabei selbst schwer verletzt wird.
Lemaitre, der sich bislang das Genre Krimi bediente, ist es gelungen einen spannenden Roman zu schreiben, der, wie noch vor wenigen Minuten ein Literaturkritiker im Radio bezusteuern wußte, an Balzac, Zola und die anderen großen Literaten des 19. Jahrhunderts erinnert. "Lemaitre nimmt Wendungen, die auch im 'Glöckner von Notre Dame' zu finden sind und beschreibt Millieus wie Zola", ganz frei zitiert...
Am Ende wird alles irgendwie gut, zumindest die Gerechtigkeit siegt und als Leser kann man das Buch zufrieden zuklappen. Glücklicherweise, ein offenes Ende und gar die Aussicht auf Fortsetzung wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. An die Spannungsbögen von Carlos Ruiz Safón gelingt es Lemaitre dann doch nicht heranzureichen, auch wenn durchaus Ansätze dazu da sind und die Geschichte das hergeben würde. Vielleicht möchte der Autor seinen Akteuren das nicht mehr zumuten, gerade Albert hat eh schon viel zu erdulden. 
Wie schon eingangs erwähnt, eigentlich war das Buch nicht ganz mein Thema und vielleicht hat es mich gerade deshalb gefangen genommen. Jetzt vor Weihnachten ist es auch ein guter Geschenketipp. Vielen Dank an Klett-Cotta für die Möglichkeit einen Roman zu entdecken, den ich sonst wohl links liegen gelassen hätte.

2014/11/07

48h Amsterdam...

Für Amsterdam sind zwei Tage eigentlich zu wenig, trotzdem war es genug Zeit um einen ersten Eindruck zu bekommen und wiederkommen zu wollen. Michael hatte Anfang der Woche Termine und ich habe die Chance genutzt mitzukommen.
Vom Hotel aus war es zehn minütiger Fussweg vorbei an Grachten und historischen Bürgerhäusern bis in den Stadtkern, bis zum Rijksmuseum und zu den hübschen Einkaufsstrassen rund um Keizersgracht. An die Fahrräder und das verstörende Fahrverhalten der Amsterdamer kann man sich gewöhnen, allerdings waren die sonntäglichen Menschenmassen in den engen Strassen doch recht anstrengend. Da die Geschäfte auch an Sonntagen geöffnet haben, kann man sonntäglichen Eintracht deutscher Innenstädte hier nicht erwarten. Es war war aber auch eine gute Gelegenheit die schicken Amsterdamer zu sehen, die den Deutschen diesbezüglich schon noch einen Schritt voraus sind.
Am Montag habe ich dann nochmals die Stadt erkundet und vor allem die schönen, individuellen Gecshäfte angeschaut die Amsterdam zu bieten hat. Das Foam Museum für zeitgenössische Photograpie lag auf dem Weg, ebenso das Museum Van Loon, wo ganz wunderbar der Einrichtungsstil reicher Amsterdamer Kaufmannsfamilien im 18. und 19. Jahrhundert erhalten ist. Am Dienstag morgen hatte ich dann noch Zeit fürs Rijksmuseum, wobei ich mir in den drei Stunden dort nur einen kurzen Überblick habe verschaffen können. Das Museum ist riesig, die Eingangshalle hat die Größe eines Fussballfeldes und während sich die meisten vor Rembrandt's Nachtwache zusammenfinden, hat man in den restlichen Räumen ziemlich seine Ruhe.
Die Zeit verflog ziemlich schnell, trotzdem war es ein Ausflug mit vielen neuen Eindrücken. Auf jeden Fall habe ich Lust wieder hinzufahren.

Rembrandt's Nachtwache im Rijksmuseum
'Modern Times' im Philips-Flügel des Rijksmuseums
Drawing Room im Museum Van Loon
Marie Stella Maris – Best shop in town