Zugegeben, vier Bücher in zwei Monaten ist ein bisschen mager. Doch langsam werden die Tage wieder kürzer und das Fernsehprogramm ist anhaltend schlecht, somit gibt es wieder Zeit und Muse um sich dem gedruckten hinzugeben.
Harry Graf Kessler und Boni de Castellane sind Figuren, die das Geistesleben ihrer Zeit mitbestimmt haben. Es sind zwei faszinierende Männer, die nach aussen als Dandy erscheinen, aber um einiges vielschichtiger sind, als es dem gemeinen Dandy zugeschrieben wird. Während de Castellane Paris zu seiner Bühne gemacht, war Graf Kessler ein Weltbürger mit Lebensmittelpunkten in Berlin und Weimar. Von hier aus bestimmte er das Geistesleben im Kaiserreich mit, bildete Netzwerke und unterstützte jene, die für den neuen Geist des neuen Jahrhunderts standen. Gleichzeitig hatte er immer wieder gegen Kleingeistigkeit und Vorbehalte anzukämpfen, nicht zuletzt in Form des deutschen Kaiser. De Castellanes Kampf galt vor allem den sich immer wieder einstellenden finanziellen Nöten, die durch einen nicht gerade bescheidenen Lebenstil bedingt wurde. 'Wie ich Amerika entdeckte' handelt auch davon, wie De Castellane den Glanz alten französischen Adels in die neureiche Ostküstensociety Amerikas brachte und gleichzeitig seinen eigenen Geldnöten durch eine geschickte Heirat zumindest zeitweise eine Ende machte.
Hätten die beiden Herren ein wenig später gelebt, Margret Dünser hätte ihren sicher auch ein Kapitel in ihrem Buch Jet Set gewidmet. Stattdessen sind es SchauspielerInnen, Politiker und die Superreichen, denen sie einen Besuch abstattete. Amüsant sind die Anekdoten zu lesen, besser als jedes Klatschmagazin.
Der einzige Roman in diesem Monat war Grenzgang von Stephan Thome. Im letzten Jahr gab es auch die Verfilmung in der ARD zu sehen, mit Lars Eidinger und Claudia Michelsen. Der Film war toll, das Buch leider nicht durchgängig. Irgendwie hätte Thome ein wenig früher aufhören können...
Für den September ist der erste Titel bestellt und ein anderer lacht mich vom vorgestern erst neu geordeten Bücherregal an.