2012/07/26

Schrei Vor Ungerechtigkeit, äh Glück...


"In Zalando haben wir den optimalen Partner gefunden. Kaviar Gauche bringt das Design, Zalando übernimmt die Produktion und den Vertrieb." Johanna Kühl und Alexandra Fischer-Röhler haben wahrscheinlich aus geschrien von Glück, als sie den Vertrag mit Zalando über eine Capsule-Kollektion unterschrieben haben. Wie es dazu kam und alles weitere zur Kooperation kann man heute bei Lesmads nachlesen. Bei Modepilot ging es heute auch um Zalando, allerdings eher um das, was dahinter steckt. Zwei Seiten einer Medaille, Glanz und Schatten der Onlineshoppingmania. 
Die Werbung die Zalando betreibt wurde für das Jahr 2011 auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. Dabei wurde nicht nur analysiert was, uns da im Fernsehen um die Ohren gehauen wird, sondern auch die direkte und indirekte Werbung über Suchmaschinen und auf Websites. Das alles kostet Geld und will bezahlt werden. Das ZDF hat nun recherchiert und rausgefunden an welchen Ecken und Enden gespart wird, nämlich bei den Lohnkosten. Und das vor allem im Logistikbereich, da wo die Leute 8h in einem drei Schichten System Pakete packen und zurückgeschickte Waren wieder einsortieren. Stehend natürlich, setzen kann man sich ja dann Zuhause; und pullern am besten auch lieber. 7,01 € bekommt man dafür pro Stunde, das ist der gesetzliche Mindestlohn. Eine studentische Aushilfe, die den ganzen Tag Bilder für die Website von Zalando bearbeitet, verdient im Vergleich dazu über zehn Euro und ein Fotograf zwischen 12 und 15 Euro pro Stunde. Auch davon wird man nicht reich, aber immerhin kann ohne Unterstützung von Amtsseiten Miete, Lebensunterhalt und vielleicht nicht das ein oder andere Teil von Zalando bezahlen. Doch immerhin kann man froh sein, wenn man überhaupt etwas bekommt. Durchschnittlich fünf bis zehn Leute arbeiten pro Woche sogar kostenlos in der Logistik, um mal 'hineinzuschnuppern' und dann doch nicht genommen zu werden. Hier wird es dann zur Ausbeutung. 
Wenn Frau Kühl und Frau Fischer-Röhler schreiben, wie toll sie die Zusammenarbeit mit Zalando finden, ist das schon verständlich, schließlich erschließt sich ihnen dadurch ein größerer Markt. Doch gleichzeitig steht gerade bei geschäftlichen Verbindungen jeder in der Pflicht zu schauen, wo und wie das Gegenüber arbeitet. Meist wird nur geschaut unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden und aus was sie gemacht sind, doch der Bericht vom ZDF zeigt auch, dass es direkt vor unseren Haustüren, Großbeeren in dem Fall, soziale Ungleichgewichte gibt, die nur durch eine scheinbar kaum zu bändigende Konsumgier zu Stande kommen. Dies gilt auch für Zalando, die natürlich die Unwissenden spielen und die Schuld an das Partnerunternehmen weitergeben, das das Lager in Großbeeren betreibt und auch das Personal stellt. So einfach sollte man es sich doch aber wirklich nicht machen!

Bildquelle: Lesmads