2011/12/12

Cranach, Gesehen Durch Die Augen Von John Galliano...


1514 malte Lucas Cranach d.Ä. Herzog Heinrich den Frommen und seine Gemahlich Katharina von Mecklenburg. Das Paar, es gehörte der albertinischen Linie der Wettiner an, regierte über Sachsen und Heinrich führte auf Drängen seiner Frau hin 1536 die Lehren Luthers in seinen Landen ein. Friedrich der Weise, aus der ernestinischen Linie der Familie, tat dies schon knapp 20 Jahre früher und ging als Wegbereiter Martin Luthers in die Geschichte ein. 
Auch von ihm gibt es Darstellungen, doch keine solche imposanten und prächtigen wie von Heinrich dem Frommen, seinem Vetter. Kein Hintergrund lenkt von den aufwendigen Kleidern ab, in denen sich das Herrscherpaar hat malen lassen. Heinrichs Robe lässt ein prächtiges Untergewand unter den golden eingefasten Schlitzen erkennen. Die Schaube, jener Mantel mit dreiviertellangen Ärmeln, ist in schwarz gehalten, der Rest der Kleidung in rot. Man erkennt auch die aufwendigen Stickereien auf der Innenseite des Mantels, welche sich dann auch auf dem Kleid Katharina's wiederfinden.
Waren die Kleider wirklich so aufwendig oder setzte Cranach in seiner Malerei noch eins drauf? Wie dem auch sei, meisterlich gearbeitet waren dieses Kleider auf jeden Fall.


Während die Mode des späten 18. Jahrhunderts und aller nachfolgenden Epochen immer wieder zitiert wird, finden sich selten Anleihen aus der Renaissance. Vielleicht sitzt der Schrecken zu tief, der 1998 fast zu John Galliano's Ende bei Dior geführt hat. 
Die Kollektion firmierte unter dem Namen 'Pocahontas', wohl weil Dekor und Statisten, und auch die Muster der Kleider, an die Besiedlung des mittleren Westens Nordamerikas erinnerten. Die Models fuhren mit einem Zug ein und neben historischem Bahnpersonal gab es auch tanzende und trommelnde Indianer. Doch den Wagons entstiegen eben keine Fin de Siecle Damen mit Tournüre und Kapotthütschen, auch keine Indianerinnen, sondern Damen, die den Bildern Lucas Cranach d.Ä. entstiegen sein konnten. Die ganze Pracht des Renaissancekostüms wurde zu einem Tableau Vivant der Phantasie vereint, angeführt von Linda Evangelista entstiegen nach und nach prächtige gekleidete Models dem Zug.
Galliano spielt mit hundert Jahren Modegeschichte, er vereint die Schlitzmode des frühen 16. Jahrhunderts mit der Strenge der spanischen Hofmode, die erst Jahrzehnte später aufkommen sollte und mit der Gegenreformation einherging. Doch diese Kollektion war die am wenigsten erfolgreiche des Hauses Dior, vielleicht weil sie so sehr Kostüm war. Danach gab es einen Umbruch und plötzlich gab es Jeans in den Kollektionen. 
Sicher ist, Galliano war in der Lage Kleider zu erschaffen, die Kunstwerke waren. Er trug zu einer Weiterentwicklung des Haute Couture Hauses Dior bei, in dem er die Ateliers für immer wieder neue Herausforderungen stellte. 



Schon vor ein paar Monaten wollte ich diesen Post machen, allerdings habe ich erst jetzt ein gutes Bild aus der Kollektion finden können. Meine Anfrage bei Dior blieb unbeantwortet, ich hätte gerne noch andere Bilder gezeigt.

Bilder von hier und hier