2011/09/23

Woke Up This Morning...


Ich hatte in der vergangenen Nacht einen Traum: Ich habe von mittelblauen Dessertboots mit roter Kunststoffsohle geträumt. Sie standen in meinem Wohnzimmer und ich habe mich daran erfreut. Dann habe ich sie angezogen und mich fertig gemacht um damit rauszugehen. In dem Moment bin ich aufgewacht. Mir wurde bewußt, dass ich meinen Vorsatz in 2011 nichts zu kaufen gebrochen habe. 
Neulich habe ich während der Autofahrt einem Neurowissenschaftler und Psychologen gehört, der das Phänomen des vermeintlichen Alptraumes, also des Aufwachens aus dem Traum heraus, erklärte. Normalerweise träumt man ja jede Nacht und erinnert sich nicht mehr daran. Wenn im Traum aber etwas quer läuft, etwas das diesen als Traum enttarnt, wacht man auf. Mein Hirn hat also analysiert, dass ich diese Schuhe nicht gekauft haben kann und mich somit augenblicklich aus der Illusion gerissen. Ich habe das Nichtkaufen also schon so sehr verinnerlicht, selbst im Traum ist es mir unmöglich Freude durch gekaufte Produkte zu bekommen. Spannend, oder?
Im Januar begann es als Experiment und ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob ich es ohne Konsum aushalten kann. Die Vorstellung durch einen Laden zu laufen und Sachen anzuschauen die ich nicht kaufen darf, kam mir schrecklich vor. Natürlich kenne ich das Gefühl etwas nicht kaufen zu können, weil vielleicht gerade nicht das Geld da ist. Aber Geld zu haben und es nicht für Kleidung ausgeben zu können, ist etwas völlig anderes. 
Januar und Februar waren dann auch schwere Monate, zum einen weil überall vermeintlich Schnäppchen warten und zum anderen sind da ja schon die Verlockungen des Frühlings. Neue Farben, andere Schnitte und Sachen, die man genau so noch nicht im Schrank hat und ohne die man auch glaubt nicht existieren zu können. Wahre Existenzfragen kommen da auf, nur wegen einem blöden Pullover oder den x-ten Paar Schuhe. 
Ab März wurde es dann leichter. Ich habe mir erstmal angewöhnt manche Geschäfte nicht mehr auszusuchen, COS war zum Beispiel tabu, und gleichzeitig begonnen den Blickwinkel zu verändern. Während ich des Wert und die Schönheit immer danach bemessen habe ob ich selbst es tragen wollen würde, dachte ich stattdessen darüber nach wie Männer allgemein diese Teile sehen würden. Vielleicht kann man das als einen Blick von aussen bezeichnen, quasi von der Landkarte auf das Gebiet umgeschwenkt. Auch der Blog hilft ungemein dabei Kaufgelüste zu stillen. Hier entstand ein imaginärer Kleiderschrank, angefüllt mit den Dingen, die ich mir selbst nicht kaufen kann. 
Und nun, drei Monate vor Ende der Enthaltsamkeit bin ich soweit, dass selbst meine Träume nicht mehr manipulierbar sind und Alarm schlagen, wenn Ungereimtheiten auftauchen. 
Eine der Fehlannahmen des Experiments ist übrigens, dass man Geld spart. Nein, es ist nicht wirklich mehr auf dem Konto. Die Widrigkeiten des Lebens springen genau auf diesen Punkt an, zum Beispiel geht just da kaputt und frisst mal schnell 800 €. Oder aber Kunst ist so verlockend. Zumindest letzteres ist dann quasi als Investition zu werten.