2011/08/27

Potsdam Im Hochzeitstaumel...


Nein, mit einer Märchenhochzeit hatte die Hochzeit von Georg Friedrich und Sophie, Prinz und Prinzessin von Preußen, wenig zu tun, wenn man sich die Trauungen europäischer Fürsten- und Königshäuser in den vergangenen Jahren zum Massstab nimmt. Gleichzeitig aber war es eine 'intime' Hochzeit zweier Menschen, die sich tatsächlich zu lieben scheinen und auch sehr harmonisch zusammen wirken.
Aus Sophie Prinzessin von Isenburg ist in den vergangenen Stunden nun endgültig eine kaiserliche Hoheit geworden, nach dem Gesetz ist sie das schon seit Donnerstag. Nachdem die Braut bereits in den vergangenen Monaten des öfteren in Wunderkind in Erscheinung getreten ist, unter anderem bei der Hochzeit von Fürst Albert und Fürstin Charlène, lag der Vermutung nahe, dass Wolfgang Joop das Kleid entwerfen wird. Rein optisch allein passt Sophie auch sehr gut zum Label, ihre doch nicht ganz so glatte Schönheit entspricht Joop's Frauenideal durchaus.
60 Meter extra gefärbter und gewaschener Seidentaft und -tüll aus Italien und Frankreich liessen eine vergleichsweise moderne Robe entstehen, bei der querlaufende Biesen eine Corsage formten und sich nach unten hin weiteten und den Tüll freilegten. Das 'Frackjäckchen' mit Watteaufalte im Rücken umschmeichelte die Schultern und die daran befestigte Schleppe bildete gleichzeitig die Unterlage für den historischen Schleier aus dem Familienbesitz der Isenburgs. Auch das Diadem ist traditionelles Utensil und wird von allen Isenburg'schen Bräuten getragen. Zweifellos ist Wolfgang Joop, und den Helfern bei der Fertigung, ein wunderschönes Kleid gelungen, dass den internationalen Vergleich mit den anderen Bräuten nicht zu scheuen braucht.
Georg Friedrich hingegen trug klassisch Cutaway, sehr britisch und dem Anlass angemessen. Wie immer wirkte er sympathisch und ein wenig jungenhaft, bodenständig im besten Sinne. Allgemein schaut man sich die beiden gerne an, weil sie überaus natürlich wirken.
Unter den Gästen war der europäische Hochadel zwar nicht vertreten, dafür aber doch alle wichtigen deutschen Häuser. Die Häuser Bayern, Baden und Co. waren vertreten, aber auch eine russische Großfürstin, ein jordanischer Prinz und andere Hoheiten. Das Haus Habsburg kam wahrscheinlich im Reisebus, schließlich hat die Schwester der Braut in das Haus Österreich eingeheiratet. Dazu gesellten sich Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, Friede Springer, einige Exzellenzen und natürlich Wolfgang Joop, der mit seinem roten Anzug einen farblichen Kontrast setzte und mit den Damen konkurrieren konnte.
Die Gästeliste wurde natürlich hauptsächlich durch familiäre Bande und Verpflichtungen bestimmt. Verwandt sind sie ja alle, selbst zwei UrUrGroßmütter des Bräutigams entstammen der Familien Isenburg, deren Stammbaum bis ins Jahr 950 zurückreicht und älter ist als die Familie Hohenzollern.
Nach der Trauung in der Friedenskirche in Potsdam fuhr das Brautpaar im offenen Landauer zum Schloß Neue Kammern um die Glückwünsche der um die 600 Gäste entgegen zu nehmen. Die Feier am Abend findet in der Orangerie statt.
Ich muss zugeben, ich habe nur mit halbem Auge zugeschaut. Es war weit weniger spannend und ich fühlte mich schnell als Voyeur bei einem Ereignis, dass nicht wirklich für die Öffentlichkeit bestimmt war. Vielleicht lag es auch daran, dass weder der Ort noch das Paar so abstrakt sind, wie die Windsors oder die Grimaldis, deren permanente Medienpräsenz sie schon zum Allgemeingut hat werden lassen. Nein, hier war man Gast bei einer privaten Hochzeit und zumindest die Übertragung aus der Kirche hätte nicht unbedingt sein müssen.