2011/05/20

Kunst Im Visier...


Gestern Abend lief ich durch meine Wohnung und ertappte mich dann dabei wie mein Blick an einem meiner Bilder hängenblieb und sich meine Mundwinkel leicht nach oben verschoben. Es waren nur ein Bruchteil einer Sekunde, aber es zeigte doch was Kunst auslösen kann. Die Kunst bereichert das Leben und kann Freude schenken, sie ist da und wartet still auf den richtigen Moment und bricht dann wie eine Lawine über einen herein. Natürlich vermag diese Wirkung auch Musik und Literatur zu erzielen, doch muss man dafür wirklich aktiv etwas tun und selbst die Initiative ergreifen. Der Lieblingssong legt sich schließlich nicht von selbst in den Player ein, und auch Bücher springen einen nicht einfach so aus dem Nichts heraus an. Vielleicht vermag das Radio noch eine ähnliche Regung auszulösen, dann wenn man sich leise beim mitsingen ertappt.
Neulich hatte ich ein Gespräch mit einem Kunden, es entwickelte sich vor allem durch meine Neugier. Unkonkret beschrieb er was er suchte; ich fand dann passende Titel, eine Enzyklopädie über Contemporary Art. Sein Blick erhellte sich als er den Buchrücken las. Er ging mit dem Titel zur Kasse und ich fragte um welchen Künstler es sich handeln würde: Dash Snow. Ich war geplättet. Ein sehr solider Bänker ohne sichtbare Ecken und Kanten interessiert sich für einen Künstler der in seiner Kunst und noch mehr in seiner Lebensweise das genaue Gegenteil verkörperte.
Ich kann mir gerade vorstellen, was man nun denken könnte: Der sammelt nur aus spekulativen Gründen, die Kunst dient nur als Wertanlage. Doch der Mann erzählte dann wie er Snow kennenlernte und wie er Zugang zu dessen Kunst fand. Es ging darum, dass ihn die Kunst gefesselt hat und die Begegnung mit dem Künstler so beeindruckend war, dass sich der ideelle Wert der Werkes nicht mehr an seinem reellen Wert messen lässt. Und er beschreib weiter, dass er aus der Kunst Kraft zieht, Kraft für eine oft wenig kreative Wirklichkeit.
Das Gespräch war deshalb spannend, weil er soviel Leidenschaft zum Ausdruck brachte und förmlich strahlte. Ich kenne ein paar Galeristen und auch ein paar Sammler, aber so ein solches Glühen für die Werke eines Künstlers habe ich noch nie gesehen. Ich war beeindruckt.
Vor einem Jahr noch waren meine Zimmerwände noch leer, ich verweigerte Bildern den Zutritt. Mittlerweile hat sich das komplett geändert und ich erfreue mich an den Werke. Gleichzeitig bin ich auch immer wieder auf der Suche nach neuen Sachen. Und ich habe schon wieder was im Visier.