2010/11/15

Music For A While...


Music for a while
shall all your cares beguile:
wond'ring how your pains were eas'd
and disdaining to be pleas'd
till Alecto free the dead
from their eternal bands,
till the snakes drop from her head,
and the whip from out her hands.
(John Dyden, Nathaniel Lee)

"'Music for a while' ist eines der schönsten Lieder, die je geschrieben worden sind.", so der Countertenor Andreas Scholl über das von John Dyden und Nathaniel Lee geschriebene und von Henry Purcell vertonte Lied. Andreas Scholl besetzt das Fach des Countertenors, jener Tonlage die durch 'Brustresonanz verstärkte Kopfstimme bzw. Falsett-Technik' in Alt- und oft sogar Sopran-Lage singt. Die Lieder Henry Purcell bieten ich geradezu an, schließlich war der Komponist bekannt für eine typisch englische Liedform des Barock, welche in Singspielen auftaucht und ihre Melodik vor allem durch die Vertonung von Versen gewinnt. Im Gegensatz zur Oper wird die Musik zum Text geschrieben, und nicht der Text der Musik angepasst. Mozarts Ausspruch "bey einer opera muß schlechterdings die Poesie der Musick gehorsame Tochter sein" wird hier umgedreht, die Musik untermalt die poetischen Texte und beide sind bestenfalls gleichwertig.
Besonders zur Geltung kommt dieser Gleichklang beim Lied 'What Power art Thou', besser bekannt als 'Cold Song' und in der Version von Klaus Nomi sicherlich ein Begriff. In Staccato angespielte Streicher unterstützen den ebenfalls staccatohaften Gesang und werden nur am Ende 'ausgestrichen', dann wenn der letzte Atemzug aus dem Körper weicht. Das Lied ist trotz seines Alters von 35o modern und berührt. Auch ohne Erklärungen erschließt sich das Thema und die Dramatik die dahinter steht.


Und so ist es bei allen Liedern auf Andreas Scholl's CD 'O Solitude'. Es sind keine unverständlichen italienischen Opernarien, sondern Lieder die die Seele angreifen. Es ist die perfekte Musik für graue Sonntage, für Tee und Kerzenschein. Oder aber für eine vierstündige Zugfahrt nach Köln. Da bin ich angekommen, wenn dieser Post veröffentlicht wird.


Andreas Scholl 'O Sulitude', Lieder von Henry Purcell